Kirche Jesu Christi des Universums
von Mauro
(übersetztes Audio)
7.4.2023
Jes 52, 13-53; Ps 31(30); Hebr 4, 14-16; 5, 7-9; Joh 18, 1-19, 42
Heute haben wir das Leiden unseres Herrn Jesus Christus nach Johannes[1] gelesen. Wir haben auch in der ersten Lesung gehört, wie der Prophet Jesaja[2] auf perfekte Weise beschreibt, was Jesus getan hat, um uns seine Liebe für uns zu zeigen. Bevor Er stirbt, sagt Er: «Es ist vollbracht.»[3] Er ist gekommen, das zu tun, was der Vater befohlen und worauf Er dem Vater mit „Hier bin ich“ geantwortet hatte, bis hin zu sagen: „Es ist vollbracht“. Alles musste sich so erfüllen, wie wir es gehört haben.
Wir beten Ihn auf dem Kreuz an. Ihr wisst, dass es für viele andere Religionen ein empörendes Ereignis ist, einen Gott auf dem Kreuz anzubeten, einen Gott, der am Kreuz stirbt. Für jeden von uns ist es hingegen zwingend erforderlich, Ihn auf dem Kreuz anzubeten. Wenn es uns nicht gelingt, diese Liebe anzunehmen, die so weit geht, dann können wir sie nicht völlig begreifen. Es gelingt uns nicht zu verstehen, wie wichtig wir FÜR Gott sind, wir für Ihn, wenn Er mit seiner Liebe für uns so weit gehen konnte. Dieser Schritt ist zwingend erforderlich. Wir werden nicht auferstehen, wenn wir nicht durch das Kreuz hindurchgehen. Es ist normal, dass es uns nicht gelingt, eine derartige Liebe zu begreifen, eine Liebe, die so weit geht, sich selbst aufzuheben, aber gerade indem wir das begreifen, begreifen wir die Liebe Gottes.
Wir wissen, dass das Leben das größte Geschenk ist, das wir erhalten haben und dennoch opfert Er sein Leben auf, Er gibt es hin. Er weiß, dass Er es verlieren wird. Er weiß, dass Er getötet wird, wenn Er sich den Hohepriestern übergibt. Er ist sich sicher, dass Er am Kreuz enden und sterben wird, wenn Er sich gefangen nehmen lässt, kein Wort sagt und nicht reagiert. Menschlich gesehen wäre es normal sich zu verteidigen, das eigene Leben zu verteidigen und zu fliehen. Ich glaube, dass auch wir vor mühsamen, schmerzhaften Schritten ganz spontan denken: „Aber es kann doch niemand wollen, dass ich mein Leben verliere, dass mir das zustößt. Wer würde sich wünschen, dass ich krank werde?“, dabei liegt gerade in diesem Gehorsam dem Vater gegenüber das Bewusstsein, dass dieser Schritt zum Leben führt.
In diesem Abschnitt, den wir aus der Heiligen Schrift gelesen haben, steht es nicht, aber es gibt eine Stelle, an der Ihm die Apostel sagen: „Flieh‘, rette Dich!“, und Er antwortet: „Ja, ich werde mich retten.“ Die Apostel beruhigen sich und sagen: „Zum Glück, Er flieht“; Er aber sagt: „Nein, ich werde mich retten und gerade weil ich mich retten möchte, gehe ich auf das Kreuz. Würde ich nicht auf das Kreuz gehen, würde ich mich nicht retten.“ Das ist der Schritt. Das Kreuz zeigt jene viel größere Liebe, die die Erde je gesehen hat und je sehen wird.
Ich glaube, dass die Liebe uns Menschen immer an Süße, an Zärtlichkeit denken lässt und ich würde sagen, dass sie all das ist. In seinen Jahren auf der Erde bewies uns Jesus all das, aber seine wahre, größere Liebe bewies Er, als Er sich auf das Kreuz schlagen ließ, als Er sein Leben für uns hingab, für die Geschöpfe. Er, der nichts falsch gemacht hatte, gab sein Leben für jene, die Fehler gemacht hatten. Ich weiß, das sind alles Dinge, die wir wissen, aber versucht, sie in euch wirken zu lassen, um die Größe dieses Opfers verstehen zu können. Ich sage das und beziehe mich auf das, was ich gestern gesagt habe[4], wenn wir Jesus nicht vollkommen auf diese Weise annehmen, können wir getauft sein, Christen sein, dann können wir beten und tun was wir wollen, aber wir werden dem Wahren Leben nicht begegnen. Um Dem Leben zu begegnen, um Jesus anzunehmen ist es notwendig, Ihn zu kennen, und das Kreuz ist ein wesentlicher Teil von Ihm. Ohne Kreuz gibt es Jesus nicht, aber wenn wir an Jesus denken, dann gibt es kein Kreuz ohne Auferstehung. Wir dürfen nicht beim Kreuz stehen bleiben, das werden wir morgen sehen, aber das sind alles Schritte, die zu gehen sind. Wir können nicht direkt zur Auferstehung gelangen.
Die Liebe des Kreuzes ist eine reine Liebe[5], sie ist eine Liebe, die es versteht, nur zu lieben und nur zu geben. Es ist eine Liebe, die keine Gegenleistung verlangt, eine Liebe, die nichts gemein hat mit der Liebe, an die wir gewöhnt sind, wo es immer um ein Eigeninteresse geht und die immer erwidert werden muss. Jesus braucht nicht einmal das, Er liebt einfach. Er nimmt einfach unsere Sünden auf sich. Er versetzt uns in die Lage, frei wählen zu können. Das ist Liebe. Sie lässt uns frei und schenkt uns die Möglichkeit, uns zwischen dem Guten und dem Bösen zu entscheiden, zwischen dem Leben und dem Tod.
Wir haben gehört und wissen, dass sich all unsere Sünden und unsere Begrenztheit auf dem Kreuz befinden. Ich bitte euch also und bitte Gott auch für mich: Wir müssen glauben, dass das so ist, glauben, dass sie alle dort angeschlagen wurden, dass wir weder mit unserer Begrenztheit noch mit unseren Sünden kämpfen müssen, denn Jesus hat sie alle auf sich genommen. Indem wir daran glauben, setzen wir die Dynamik der Auferstehung in Gang. Wenn wir fortfahren, mit unserer Begrenztheit zu hadern, zu versuchen, besser zu sein, uns zu bemühen, besteht die Gefahr, dass wir unser Leben lang um uns selbst kreisen und nicht weitergehen. Wir müssen hingegen an diese Liebe glauben, die unsere Begrenztheit, all unsere Sünden auf sich genommen hat und für mich und für uns alle gestorben ist.
Als Er noch lebte, bat Er uns, unsere Feinde zu lieben und für jene zu beten, die uns verfolgen[6]. Betrachtet nun eure Begrenztheit und jene der anderen als ein Feind, und das Gebot, das wir erhalten haben, lautet: «Liebt sie.» Hadert nicht mit eurer Begrenztheit, weder mit eurer noch mit der der anderen. Liebt sie einfach, so, wie es euch gelingt. Ich sage euch, dass wir, wenn wir das tun, wachsen werden, bis es uns gelingt zu lieben, wie Er geliebt hat: das Leben hinzugeben für die Begrenztheit des anderen, bereit zu sein, die Begrenztheit des anderen auf sich zu nehmen. Dann werden wir unseren Weg in der Liebe gegangen sein. Anstelle uns zu sehr auf die Begrenztheit zu konzentrieren, denke ich, dass wir viel schneller auf die Fülle zugehen würden, würden wir unsere Energie darauf verwenden, auf Ihn zu hören, unsere Zeit dafür verwenden, uns mit Ihm auszutauschen, um zu versuchen, alles auf Ihn auszurichten, um jede Entscheidung ausgehend von Ihm und durch Ihn zu treffen. Wir sollten unsere Zeit mehr mit Ihm verbringen als mit unserem Ego, das uns unsere Begrenztheit und jene der anderen zeigt, das uns von einer schöneren, besseren Welt träumen lässt. Unser Weg sollte immer über Ihn gehen. Es ist eine Garantie dafür, weitergehen zu können und umgewandelt zu werden.
Er steigt heute in die Unterwelt hinab und teilt, trennt das Gute vom Bösen. Bis zu seinem Tod war alles vermischt. Er steigt in die Unterwelt hinab und macht den Menschen das erste gewaltige Geschenk, nämlich das Fegefeuer. Er trennt die Hölle und jene, die ihr angehören, und bringt alle jene, die dazu berufen sind, über die Große Barriere hinaus und dabei jene, die noch eine Zeit der Buße verbringen müssen, ins Fegefeuer und die Seligen in den Himmel. Das ist ein Geschenk des heutigen Tages. In diesem Moment also, in dem Stille herrschte, wird gesagt, dass Jesus im Grab lag, aber Er ruhte nicht einmal hier. Er war noch nicht auferstanden, aber Er stieg bereits in die Unterwelt hinab. Er war auch im Grab keine Sekunde lang still. Er arbeitete immer zugunsten des Menschen und dachte an ihn. Er steigt auch in unsere Unterwelt hinab.
Lasst uns diese Nacht bis morgen so leben: In dem Bewusstsein, dass Er noch einmal auch in uns hinabsteigt, das Gute vom Bösen zu trennen. Er befreit uns, wo wir noch Gefangene sind, wo wir noch nicht vollkommen frei sind, uns zu entscheiden, wo wir noch mit unserer Begrenztheit hadern, mit unseren Gedanken, unseren Ideen; wo wir noch in unseren Wünschen verharren und gerne etwas anderes hätten. Er befreit uns heute Nacht von dieser ganzen Dimension, wenn wir das möchten, und bereitet uns darauf vor, ab morgen in ein auferstandenes Leben einzutreten.
Ich weiß, dass ihr mir, abhängig von eurem Alter, antworten könnt: „Ich habe viele Ostern verbracht, aber auferstanden? Ich bin immer noch derselbe/dieselbe.“ Aber das stimmt nicht. Wenn wir jedes Osterfest, jede Messe auf diese Weise leben – denn jede Messe ist ein Osterfest –, dann wird etwas in uns auferstehen und wir werden jedes Mal als bessere Menschen hinausgehen. Es ist ein Weg, ein Weg, der uns vorbereitet, ob wir es wollen oder nicht, aber jeder von uns wird ihn letztendlich gehen müssen und ich weiß, dass es eine Prophezeiung ist, die ich euch allen gegenüber häufig mache: Ihr werdet alle sterben, das versichere ich euch. Und dieser Übergang wird, wenn ihr euch nicht darauf vorbereitet, zu einer Tragödie werden, zu einem Schrecken.
Bereiten wir uns also auf die Auferstehung vor in diesem tiefen Frieden, in dem wir wissen, dass Gott dermaßen groß ist, dass Er sich entschieden hat, für uns zu bezahlen. Er liebt uns so sehr, dass Er uns nicht verlassen wird. Das sage ich nicht, um diese Liebe auszunutzen, sondern um von ihr erobert zu werden. Wie kann man jemanden verlassen, der einen so sehr liebt? Wie kann man sich immer noch dafür entscheiden, nur ab und zu etwas mit Ihm zu tun haben zu wollen, nur dann, wenn wir Ihn brauchen und nicht immer, in allem? Das bedeutet, dass wir Ihn noch nicht kennengelernt haben.
Bleiben wir also auch heute Nacht an der Seite der Allerheiligsten Jungfrau Maria, bei Jener, die es verstand, für uns alle an Seine Auferstehung zu glauben, bei Jener, die mit ihrem Gebet die einzige war, die bis zuletzt glaubte. Vereinen auch wir uns in dem Glauben für uns selbst und für die ganze Menschheit, dass Gott auch in diesem Augenblick am Werk ist und die Gefangenen befreit, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
[1] Vgl. Joh 18, 1-19, 42
[2] Vgl. Jes 52, 13-53, 12
[3] Joh 19, 30
[4] Siehe Gedanken vom 6. April 2023 „Gründonnerstag – Messe vom Letzten Abendmahl“, veröffentlicht auf https://unterwegszurneuenschoepfung.org
[5] Siehe auch die Botschaft des Heiligen Franz von Assisi vom 17. September 2012 „Die reine Liebe Gottes“, veröffentlicht auf unserer Webseite https://unterwegszurneuenschoepfung.org in der Rubrik „Botschaften – 2012“.
[6] Vgl. Mt 5, 44; Lk 6, 27-28