Gedanken – „Das spirituelle Leben verstärken“

von Stefania Caterina und Tomislav Vlašić

(übersetztes Audio)

  1. Juli 2020

Tomislav Vlašić: Liebe Schwestern und Brüder, heute feiern wir das Fest des Heiligen Thomas, der uns bereits am Anfang unseres Wegs zur Seite gestellt wurde, um uns zu beschützen und auf dem Weg der Apostel zu bleiben, das heißt auf dem Weg, den Jesus Christus den Aposteln gezeigt hat. Ich wünsche euch ein schönes Fest und ich wünsche mir, dass der Heilige Thomas für uns alle Fürsprache halten möge, damit wir auf dem Weg der Apostel unterwegs sind.

Heute möchte ich mit euch das Thema „Das spirituelle Leben verstärken“ betrachten. Darunter verstehe ich nicht, wie viele oder welche Gebete ihr sprechen sollt, sondern ich hätte gerne, dass wir nach der Botschaft der Muttergottes vom 24. Juni dieses Jahres[1] für das Wirken des Vaters zugunsten all seiner Kinder auf der Erde und im Universum bereit sind. In diesem Sinn verstehe ich die Intensivierung unserer Teilnahme am dreifaltigen Wirken.

Die Texte, die der Liturgie zu Ehren des Heiligen Apostels Thomas zugewiesen wurden, geben uns verschiedene Anregungen, in dieses Thema einzutreten. «Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes.»[2] Ihr alle seid Hausgenossen Gottes, jeder von euch. Jeder von euch ist dafür vorgesehen, in seine ursprüngliche Fülle einzutreten, die vom Vater, dem Schöpfer ursprünglich vorgesehen war, so wie wir von Anfang an in seinem Gedanken waren. Hausgenossen Jesu Christi, des Erlösers, der all unsere Sünden auf sich genommen hat, die Sünde, Satan und den Tod besiegt hat. Er hat uns die Auferstehung mitgeteilt. Hausgenossen des Heiligen Geistes, den Gesetzen des reinen Geistes unterworfen, und der Heilige Geist führt alle von Anfang an, die Anfänger wie jene im geistigen Leben Fortgeschrittenen, all jene, die in die neue Schöpfung eintreten, Schritt für Schritt vom Heiligen Geist geführt werden, die sich aber immer in seinen Gesetzen widerspiegeln.

Dieses unser Eintreten in die Vertrautheit mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit erfolgt dank der Hilfe der Mutter, Miterlöserin und Königin des Universums, die das einzige Geschöpf ist, das mit der Seele und dem Körper an dieser Vertrautheit mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit teilgenommen hat und in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ist. Die Auswirkung davon, dass wir Hausgenossen des Dreieinigen Gottes sind, ist, dass wir fähig sind, alle Barrieren in uns und um uns niederzureißen.

«Ihr seid auf dem Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst.» Das bedeutet, dass wir all mit Christus versöhnt sind, denn wir alle sind Schuldner der Erlösung gegenüber unserem Herrn Jesus Christus und mit Ihm versöhnt werden wir von einander Hausgenossen und jede Barriere wird niedergerissen. Wie die Muttergottes sagt, bringen auch wir neue Kinder, neue Apostel, neue Propheten und eine neue Menschheit hervor. «Durch ihn wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. Durch ihn werdet auch ihr im Geist zu einer Wohnung Gottes erbaut.» Die Kirche des ganzen Universums muss also Tempel Gottes sein, die Braut Christi, wie sie in der Apokalypse dargestellt wird[3]. Wenn wir in die Vertrautheit mit dem Heiligen Geist, mit seinen Gesetzen eintreten, dann werden sie uns zu einer vollkommenen Umwandlung durch Jesus Christus führen, um für immer mit dem Vater zu leben.

Es gibt eine sehr interessante Anregung im heutigen Evangelium[4]. Die Apostel sagten: «Wir haben den Herrn gesehen» und Thomas: «Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel, meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.» Für gewöhnlich ist die Figur des Heiligen Thomas ein bisschen negativ behaftet, als wäre er der Gefühllosere, zu starrköpfig um zu glauben, aber wir wissen sehr gut, dass alle bis zur Himmelfahrt Zweifel hatten. Manche glaubten nicht, dass Er auferstanden sei. Aber es gibt einen geheimnisvollen Durchgang, in dem, was Thomas erlebt hat, der für uns alle gilt und zur tiefgreifenden Unterscheidung heranzuziehen ist. Thomas sagte uns: „Ich kann euch nicht sagen, was ich erlebt habe, denn niemand kann das durchleben, was ich erlebt habe und niemand kann mich nachahmen. Ich habe gerufen: «Mein Herr und mein Gott!», ich habe den Herrn, den lebendigen Gott angenommen.“ Was ist in Thomas geschehen? Niemand fragt sich, warum Thomas sagte: «Ich glaube nicht». Was ging in Thomas vor? Er erklärte uns: „Ich habe niemals an Jesus gezweifelt. Ich habe niemals daran gezweifelt, dass Er auferstehen würde, aber ich habe an mir selbst gezweifelt, an meinen Fähigkeiten. Ich habe auch an den Fähigkeiten der Jünger, an ihrer Erfahrung gezweifelt. Der Herr hat mir diesen Zweifel, diese Angst genommen. Das habe ich erlebt.“ Was ist also die Botschaft? Die Botschaft ist, dass wir alle dazu berufen sind, in diese Vertrautheit mit Christus mithilfe des Heiligen Geistes einzutreten, gemäß unserer Einzigartigkeit, aufrichtig, unsere Schwachheit, unsere Schwierigkeiten auszusprechen und in Den einzutauchen, der der Herr und Gott ist. Der Heilige Thomas hat laut Johannes nicht auf romantische Weise erzählt, was er erlebt hat, wie es gewisse Geschwätzige im spirituellen Leben tun, sondern er ist in die Vertrautheit mit dem Herrn eingetaucht, er ist zu seinem Hausgenossen geworden.

Es gibt einen anderen, sehr gefährlichen Aspekt, und zwar dass man im geistigen Leben die eigenen Erfahrungen nimmt und versucht, sie den anderen aufzuzwingen, dass die anderen Situationen auf dieselbe Art und Weise erleben müssen, wie man sie selbst erlebt hat. Der Heilige Franz von Assisi sagte über die Prediger, dass sie falsch seien, dass es eine Schande sei, weil sie die Heiligen zitieren, aber nicht ihre eigenen Erfahrungen machen, denn die Erfahrung, der Weg jedes einzelnen von uns ist einzigartig. Die Erfahrung, die einer gemacht hat, stimmt nicht mit der Erfahrung des anderen überein. Es stimmt das Alter nicht überein, die Durchgänge eines jeden, die Dimensionen. Was können wir tun? Wir können bezeugen: „Mein Herr und mein Gott“, den lebendigen Gott in uns bezeugen, den lebendigen Christus, den lebendigen und wirkenden Geist in uns, die Fülle der Liebe Gott Vaters. Das bedeutet, in die Vertrautheit mit Gott einzutreten, Hausgenossen Gottes zu sein, Mitbürger Gottes. Damit wird die Kirche erbaut. Gewisse Worte von uns, auch geschätzte und menschlich schöne Worte, können für die anderen zum Hindernis werden, weil sie verfälscht werden und nicht das Leben der Quelle überbringen.

Es wurde uns gesagt, dass unser größtes Zeugnis unsere Umwandlung in Gott ist, die erfolgte Umwandlung und die gleichzeitige Offenheit für die Fülle, die über nichts schockiert ist, die nichts kritisiert und sich in keiner Weise aufzwingt. Alles, was sich aufzwingt, sind unsere menschlichen Sichtweisen. Wie die Muttergottes in ihrer letzten Botschaft gesagt hat: „Gott zwingt niemanden, Gott klopft an.“[5] Also dürfen auch wir niemanden zwingen. Wir müssen es dem Herrn überlassen, am Herzen anzuklopfen und es zu berühren.

Diese liturgische Ausdrucksweise des Heiligen Thomas ist sehr, sehr wichtig, um die Kirche Jesu Christi des ganzen Universums zu sehen, wie sie auf die Vertrautheit mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zugeht, völlig darauf ausgerichtet, aus der Quelle zu schöpfen und der, der in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aus der Quelle schöpft, bringt automatisch die anderen hervor, fördert sie, reißt alle Grenzen ein und versammelt alle. An diesem Punkt können wir ein Zitat der Muttergottes begreifen, die uns aufruft, alle zu versammeln, um dem Lamm zu folgen, wohin es geht und Er geht in alle Heiligtümer, auch in die heidnischen, um sich aufzuopfern, sich hinzugeben und alle zurückzubringen.

Ich möchte also, dass uns diese Gedanken auf Fürsprache des Heiligen Thomas in dieser Zeit, in der sich das Wirken des Vaters, das Wirken der Allerheiligsten Dreifaltigkeit verstärkt, begleiten mögen, damit wir fähig sind, dieses Wirken anzunehmen ohne besorgt zu sein. Gott wird alles entfernen, was unseren heutigen Weg behindert. Das, was heute für uns notwendig ist, behält Er. Er führt jeden von uns auf vollkommene Weise, denn Gott hat uns dazu erschaffen, mit Ihm zu leben, in seiner Herrlichkeit und um allen Geschöpfen seine Herrlichkeit zu offenbaren.

Ich segne euch mit dem Heiligen Thomas, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

[1] Vgl. Botschaft der Allerheiligsten Jungfrau Maria „Die Menschheit der Erde wiederaufbauen“, veröffentlicht auf https://unterwegszurneuenschoepfung.org

[2] Vgl. Erste Lesung: Eph 2,19-22

[3] Vgl. Offb 21,2

[4] Vgl. Joh 20,24-29

[5] Siehe Fußnote 1

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