Gedanken – Allerheiligste Dreifaltigkeit

von Stefania Caterina und Pater Tomislav Vlašić

(übersetztes Audio)

  1. Juni 2017

Pater Tomislav: Liebe Schwestern und Brüder, ich wünsche euch allen ein schönes Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Heute möchten wir auf besondere Weise vereint sein, alle des neuen Volkes und all jene, die sich dem neuen Volk anschließen möchten.

Das Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit müsste die Krönung aller Feste sein und in unserem Leben müsste es die Krönung aller Prozesse in uns sein. Wir leben in einer Zeit, in der die dreifaltige Macht, wie wir euch gesagt haben, mit aller Kraft wirkt und das ganze Universum berührt; gleichzeitig berührt sie jeden von uns, Gute oder Böse, im Hinblick auf die endgültige Entscheidung. Jene, die sich dafür entscheiden, in Jesus Christus vereint zu sein, werden zur Fülle geführt und die Fülle befindet sich im dreifaltigen Leben, mit dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist. Daher haben jetzt alle Prozesse im Universum und in uns dieses Ziel vor Augen in die Fülle einzutreten.

Die Allerheiligste Dreifaltigkeit ist das größte Geheimnis unseres Glaubens, aber wir haben erklärt, dass es in Gott keine Geheimnisse gibt. Warum sprechen wir also vom Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit? Weil Gott unendlich viel größer ist als wir, weil Er sich in einer Dimension des reinen Geistes befindet und wir Geschöpfe sind. Zusätzlich zur Tatsache, dass wir Geschöpfe sind, sind wir Menschen der Erde, die die Sünde begangen haben, eine schwere Erbsünde und wir sind in der Materie versunken, eingetaucht in die Materie , die uns die Sicht nimmt und uns daran hindert, in das völlige Licht einzutreten. Nicht Gott ist es, der sich in sich selbst versteckt, denn Gott ist die reine Liebe, die sich an jedes Geschöpf verschenkt und sich ihm mitteilt. Es ist der Mensch, der sich vor Gott verschließt, der seit der Erbsünde ständig davonläuft. Er ist ein Meister darin, sich vor dem Antlitz Gottes zu verstecken.

Daher ist es auch im Laufe des Wegs der Kirche für dieses Hochfest schwer gefallen, eine liturgische Form zu finden. Es ist sogar von der universalen katholischen Kirche verboten worden und hatte verschiedene Formen. Letztlich bereitet uns diese liturgische Form etwas Schwierigkeiten, weil das Hochfest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit ein bisschen isoliert ist, während es in der Vergangenheit, vor dem Konzil, zur Pfingstoktav gehörte und eine wahre Krönung der Osterzeit war. All diese Elemente zeigen uns, dass uns dieses Hochfest entschwindet, oder besser, dass wir vor diesem Hochfest davonlaufen. Es ist leichter, sich vor eine Ikone von Jesus Christus zu stellen und zu versuchen, sich in Ihn zu versenken als sich in Gott Vater zu versenken. Ihr seht auch, dass die Kirche kein einziges Fest für Gott Vater eingeführt hat. Es ist recht den Heiligen Geist zu feiern, es ist recht Jesus Christus zu feiern, es ist recht die Allerheiligste Dreifaltigkeit zu feiern, aber es ist nicht recht, den Vater beiseite zu lassen. Das Problem liegt in uns, denn Gott Vater, der sich in der Dimension des reinen Geistes befindet, lässt sich nicht in unsere Vorstellungen, unsere oberflächliche, häufig egozentrische, egoistische Religiosität hineinzwängen, Er lässt sich nicht in rationale Kategorien zwängen.

All das veranlasst uns heute, über unseren Weg nachzudenken und ihn klarzustellen. Wie ich zu Beginn gesagt habe, befinden wir uns in einer Zeit, in der wir dazu aufgerufen sind, in die Fülle einzutreten und Gott ist dabei, das ganze Universum in die Fülle zu führen. Natürlich respektiert Er die Freiheit jedes Menschen, jedes freien Geschöpfs in deren Entscheidungen.

Wie ich gesagt habe, versteckt sich Gott nicht in sich selbst. In der heiligen Geschichte, der Geschichte der Offenbarungen zieht sich ein roter Faden hindurch, wo es Gott nur mit Mühe – mit Mühe unter Anführungszeichen – gelang, den in sich selbst zurückgezogenen Menschen zu erreichen und Schritt für Schritt hat Er ihn bis zum Kommen Jesu Christi auf die Erde geführt. Und mit dem Kommen Jesu Christi auf die Erde wurde der Vater offenbart und die Christen haben den Heiligen Geist erhalten.

Es scheint, als wäre die erfüllte Offenbarung bald nach der ersten christlichen Gemeinschaft statisch geworden, aber Jesus Christus hat den Heiligen Geist gesandt, um uns zur ganzen Wahrheit zu führen. Es ist klar, mit einem Abstand von 2000 Jahren können wir sehen, dass die damalige Mentalität nicht die Fülle erreichen und sich nicht für das ganze Universum öffnen konnte. Wir sehen und erfahren selbst jeden Tag, wie schwer es uns fällt, uns für neue Wirklichkeiten zu öffnen und Gott ist das unendliche Neue, auch das ewige, unerforschliche Neue und daher müssen wir unsere Haltung überprüfen. Und was ich bereits angesprochen habe, was wir im Buch „Das Universum und seine Bewohner“ veröffentlicht haben, unter den Punkten, die der Heilige Michael der Hölle verkündet hat[1], befindet sich auch jener, dass im Universum sämtliche Strukturen losgelassen werden müssten, die eine direkte Beziehung zwischen dem Gläubigen und Gott verhindern, weil wir dazu eingeladen sind, in die vollkommene Erkenntnis, in die unmittelbare Erkenntnis mit Gott einzutreten, um Gott zu betrachten. Und der Mensch der Erde, auch der Christ, ist versucht, das Unendliche in eine Vorstellung, eine Predigt, eine religiöse Formel, eine Gebetsformel, in das Fasten einzusperren. Dadurch kommen wir zur christlichen Ideologie, zur westlichen Kultur, zu den Gewohnheiten und Traditionen, aber wir sind in keiner direkten Beziehung mit Gott. Wenn die Quelle in uns nicht funktioniert, nicht offen ist, dann können wir nicht leben.

Gott offenbart sich ständig, mehr und mehr. Wir haben durch Jesus Christus alles erhalten. Der Weg ist offen, aber in uns ist nicht alles vollendet. Es ist noch nicht vollendet und jeder von uns und die ganze Menschheit muss diesen Weg gehen, innerlich beginnend, damit sich in uns allen die göttliche Kreativität entfalten kann, aber auch damit sich die Verantwortung für die Erlösung entfalten kann, denn wir sind dazu berufen, Miterlöser zu sein, alle. Auch die Gabe zu heiligen muss sich entfalten, denn der Heilige Geist heiligt durch uns und alle Christen sind wie die Apostel, wie die Priester dazu berufen zu heiligen.

Diese Dynamik der Allerheiligsten Dreifaltigkeit muss in jedem von uns und unter uns zum Vorschein kommen, damit das Universum von Jesus Christus regiert wird und wie wir wissen ist es der Wille des Vaters, dass es in Zusammenarbeit mit der ganzen Menschheit regiert wird. Das ist die Großartigkeit der Mission des Menschen, der Engel, dass sie zusammenarbeiten. Gleichzeitig ist es eine große Verantwortung, wo wir uns ausrichten und diese Mission annehmen müssen, die uns anvertraut wurde.

Die Allerheiligste Dreifaltigkeit sind Drei Personen in einem Wesen. Wenn wir in unserer Spiritualität ein bisschen von Jesus von Nazareth nehmen, ein bisschen seiner Wunder, ein bisschen seiner Herrlichkeit, wenn wir ein bisschen vom Heiligen Geist nehmen, einen Impuls, eine Geistesgabe, wenn wir den Vater darum bitten möchten, Er möge uns all das geben, was wir uns wünschen, dann können wir nicht makellos und unversehrt werden. Es gibt ein Prinzip in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit: Einheit in der Verschiedenartigkeit, und alles geschieht in der Einheit in der Verschiedenartigkeit. Die Verschiedenartigkeit ist ganz vereint und die Einheit ist ganz verschiedenartig.

Als wir euch verkündet haben, dass Gott möchte, dass wir Zellen bilden, dann geht es nicht um etwas Organisatorisches, Menschliches, sondern die Drei Göttlichen Personen sind sozusagen eine Zelle, wo alles Eins ist, alles ist vereint, die Einheit des Wesens in Drei Personen und keine Person bleibt für sich als Individuum, von den anderen getrennt. Es gibt keinen Individualismus, es gibt eine gemeinsame Kreativität und alle handeln gemeinsam. Aus diesem Blickwinkel heraus können wir verstehen, warum Jesus eine Gruppe, eine Zelle von Aposteln gewählt hat, warum Er ein Kollegium gebildet hat. In diesen Zeiten hat Er auf außergewöhnliche Weise die Zentrale Zelle gewählt; der Zentralen Zelle angeschlossen sind die Engel, die Gott von Anbeginn an treuen Menschen und sie alle sind der Allerheiligsten Jungfrau Maria und dem Heiligen Josef anvertraut, damit sie die Mutterschaft und Vaterschaft in Gott ausüben. Das ist das oberste Gesetz, das Gesetz der Liebe. Was bedeutet also, in einer Zelle zu leben? Es bedeutet, dieses Gesetz der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, das oberste Gesetz der Liebe zu verkörpern, um das Leben weiterzugeben. In das Reich Gottes kann man nicht als Individualist eintreten, sondern in Gemeinschaft. Man tritt in der Fülle ein und jeder tritt in der eigenen Fülle ein, aber die eigene Fülle drückt sich durch die Hingabe an die anderen aus, indem man das Leben an die anderen weitergibt.

Betrachtet man das vierte Kapitel des Epheserbriefes, dann könnt ihr verstehen, dass ein Christ dann seine Reife erlangt hat, wenn er mit den Brüdern und Schwestern, die er um sich hat, in Gott in Gemeinschaft ist. Wenn wir hier von der Gemeinschaft sprechen, dann bedeutet es nicht, in einer Struktur, einem Kloster, in der katholischen Kirche, in der orthodoxen Kirche zu sein, sondern dass wir im Leben Gottes, im dreifaltigen Leben miteinander kommunizieren. Seht, das ist der Qualitätssprung dieser Zeiten, den auch gewisse Prophezeiungen erahnten, auch heidnische Prophezeiungen, aber sie begriffen nicht. Wir sind dazu bestimmt, uns in das erfüllte Leben in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu erheben. Wenn die Kirche ihre Identität in der Eucharistie, in der Dreifaltigkeit erkennt – manchmal wird es auch so formuliert, dass die Kirche der Ort der dreifaltigen Gegenwart, der dreifaltigen Offenbarung ist – dann müssen wir beginnen, das zu leben und in die Praxis umzusetzen.

Ich habe zu Beginn gesagt, dass der Mensch davonläuft, dass er vor dem Antlitz Gottes flüchtet und sich im eigenen Individualismus verschließt. Vielleicht öffnet er sich sogar, um einen Individualismus zu zweit, zu dritt zu bilden, eine Partei, aber das ist nicht Gemeinschaft in Gott. Um in das Leben der Allerheiligsten Dreifaltigkeit einzutreten, ist es der Heilige Geist, der uns führt, nicht die Fähigkeiten unseres Verstands. Es ist der Heilige Geist, der uns zu Jesus Christus führt und uns Jesus Christus in der Fülle erkennen lässt. Hier gelangen wir zu einem Punkt, an dem der Mensch davonläuft. Als Jesus im Garten von Getsemani sagt: «Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorbei. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.»[2], schwitzt Er Blut, aber Er setzt seinen Weg treu fort bis zum Kreuz, bis zum demütigenden Tod und damit beseitigt Er alles zwischen der menschlichen, verdorbenen Natur und Gott, mit jener Treue, die den Tod vernichtet. Das ist der Weg für uns alle, nicht um das Leiden zu suchen, sondern um in Gott verwurzelt zu sein, und nicht um uns in angenehme, spirituelle Formen einzuschließen, die uns leider in eine Art Esoterik oder Narzissmus führen. Ein makelloser, unversehrter Mensch entsteht in dieser Treue, in der er aufgrund der Gnade, die durch Jesus Christus kommt, keine Barriere zwischen sich und Gott erlaubt. Eine Zelle, eine christliche Gemeinschaft, die keine Barriere unter den Mitgliedern und dem Haupt, Jesus Christus, erlaubt, diese christliche Gemeinschaft, diese Zelle lebt die Gegenwart des Dreifaltigen Gottes. Es ist der Dreifaltige Gott, der sich unserem Innersten mitteilt. Er ist schon in uns, aber Er teilt sich uns in dem Ausmaß mit, in dem wir freiwillig mitwirken. Daher ist es sehr wichtig zu verstehen, dass wir in dieser Zeit dazu aufgerufen sind, aus dem Individualismus herauszutreten, denn der Individualismus ist ein Krankheitsbild.

Es gibt noch einen anderen Punkt zu betrachten: wenn wir in das Leben der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, in das dreifaltige Leben, in den dreifaltigen Geist eintreten wollen, dann müssen wir dem gegenüber treu sein, was Jesus uns gelehrt hat. Wenn wir Jesus treu sind, dann begleitet uns der Heilige Geist dabei, Jesus kennenzulernen, jedes seiner Worte. Seht, für die ersten Christen war das nicht schwer. Der Heilige Stephanus musste nicht Theologie, eine Abhandlung über die Dreifaltigkeit studieren. Gott hingegeben, Gott treu, sah er den Himmel offen und den Sohn in der Herrlichkeit zur Rechten des Vaters sitzen[3]. Daher vibrierte in den ersten Christen, insbesondere in den Aposteln das dreifaltige Leben. Andererseits waren sie nicht auf die Erde konzentriert, um zu überleben. Ihr Leben hatte sich erhoben und sie erwarteten das Reich Gottes. Das ist der Grund, weshalb uns auch unsere Religiosität in dieser Zeit in unsere Ängste über das Morgen, über die Situation der Erde einsperrt. Aufgrund dieses Überlebens erheben wir uns nicht zu Gott, obwohl uns Jesus gelehrt hat: «Euch aber muss es zuerst um sein Reich gehen, dann wird euch alles andere dazugegeben.»[4]

Ich lade euch also nicht dazu ein, Abhandlungen der Theologie, Abhandlungen über die Allerheiligste Dreifaltigkeit zu studieren, sondern taucht in den Heiligen Geist ein, erlaubt dem Heiligen Geist euch zu führen, nicht die Menschen, nicht die Weisen dieser Welt; erlaubt, dass Er euch direkt zu Jesus Christus führt, wie Er Maria vom Augenblick der Empfängnis Jesu geführt hat. Im Garten von Getsemani, wenn ihr Blut schwitzt, möge Er euch auf die mystische Einheit mit Christus ausrichten, damit ihr dem Vater treu bleibt und das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit wird sich in euren Herzen offenbaren, weil es der Heilige Geist ist, der es durch Jesus Christus offenbart. Eure Beziehung mit dem Vater wird eine Beziehung des Vertrauens zwischen den Kindern und dem Vater sein, den wir alle als Den ausrufen, der heilig, gut und allmächtig ist.

Ich lade euch also alle dazu ein, in dieser Richtung weiterzugehen. Wir werden den Monat August Gott Vater widmen und am 7. August in unseren Häusern das Fest Gott Vaters feiern. Nicht um ein neues Fest einzuführen, sondern um ernsthaft diesen Weg zur Fülle zu gehen, nicht um davonzulaufen, uns in unseren Ideen, in unseren Gefühlen, in unseren Interessen zu verstecken, sondern offen dafür zu sein, die Fülle zu erreichen, die sich im Leben der Allerheiligsten Dreifaltigkeit befindet. Auf diesem Weg wird uns die Allerheiligste Mutter begleiten, die uns so nahe ist und unbefleckt ist; es wird uns der Heilige Josef begleiten und alle außergewöhnlichen und gewöhnlichen Werkzeuge. Und wir beten für euch und bitten euch, für uns zu beten.

Und wir segnen euch, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

[1] Vgl. Seite 326f

[2] Vgl. Mt 26,39; Lk 22,42

[3] Vgl. Apg 7,55-56

[4] Vgl. Mt 6,33; Lk 12,31

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