von Stefania Caterina und Tomislav Vlašić
Liebe Schwestern, liebe Brüder, heute fahren wir fort, über die Figur Jesus Christus nachzudenken, der Schlüsselfigur, möchten wir die Bewegungen im ganzen Universum in dieser Zeit verstehen. Um euch in diese Gedanken einzuführen, möchte ich euch eine Frage stellen: Wie viele Menschen kennt ihr bis ins Letzte? Wenige, warum? Weil ihr keine Zeit für sie habt, weil sie euch nicht interessieren, weil ihr zu wenig Geduld beim Zuhören, beim Verstehen gehabt habt, weil ihr euch einander nicht geöffnet habt, weil ihr euch nicht gemeinsam auf den Weg gemacht habt. Vielleicht kennt ihr die, die euch am liebsten sind wie eure Partner am wenigsten, weil ihr euch gegenseitig besitzen möchtet, weil ihr euch als jene zeigen möchtet, die nichts gegen den anderen haben, die großzügig bis ins Letzte sind. Wir können Jesus Christus nur dann kennen, wenn wir bis zum Äußersten gehen möchten, Ihn kennen, akzeptieren, so wie Er aus dem Vater hervorgeht. Hören wir zu.
Aus dem Buch „Das Universum und seine Bewohner“ lesen wir den Abschnitt auf Seite 182:
Jesus Christus, Sieger über das Böse und den Tod
Aus den Evangelien und der christlichen Tradition kennt ihr die geschichtlichen und menschlichen Fakten Jesu und seine Beziehung zum Volk Israel: wieder war es eine schwierige Beziehung, die ihren Höhepunkt in den dramatischen Ereignissen der Karwoche fand. Dennoch begann aus den so offensichtlich tragischen Ereignissen eine neue Geschichte nicht nur für eure Menschheit, sondern für jene des gesamten Universums.
Die ewige Konfrontation zwischen Gott und Luzifer, die am Anfang der Geschichte mit der Auflehnung Luzifers begonnen hat, erreichte ihren Gipfel im Verrat Judas und der Kreuzigung Jesu. Der Sohn Gottes, das Höchste Gute und Luzifer, die Quelle des Bösen standen sich in einem Duell gegenüber, das ohne Gleichen in der menschlichen Geschichte ist. Luzifer machte sich etwas vor, indem er glaubte Gott besiegt zu haben, als er Ihn auf das Kreuz geschlagen sah, aber Gott, die Quelle des Lebens, konnte nicht sterben. Jesus Christus hat den Tod akzeptiert, die tragischste Auswirkung der Erbsünde und ist durch die Auferstehung über den Tod hinausgegangen. Er hat den Tod besiegt und das Leben erneuert, indem Er die gewaltige Wunde der Erbsünde geheilt hat.
Indem Jesus den Tod besiegte, besiegte Er Luzifer, durch den der Tod ins Universum gekommen ist und dessen er sich bedient, um die Menschen in der Sklaverei zu halten. Luzifer ist Herr über den Tod, so wie Gott Herr über das Leben ist. Der Dämon hasst jedes lebendige Wesen und die Schöpfung und kommuniziert allen, die sich ihm nähern, den Tod in physischer oder existenzieller Form. Jesus Christus hat den Tod aufgehoben und dabei die Macht des Dämons über die gesamte Schöpfung für immer zerstört. Seit Jesus Christus hat der Tod nicht mehr das letzte Wort in der menschlichen Existenz und auch nicht im Lebenszyklus der vom Menschen verschiedenen Geschöpfe: er ist ein temporäres, physisches Ereignis, das am Ende der Zeiten endgültig beseitigt werden wird. Mit dem Tod bleibt euer Körper auf der Erde zurück, während sich die Seele und der Geist abtrennen, um in der überirdischen, geistigen Dimension die endgültige Vollendung der menschlichen Geschichte abzuwarten. Dann wird alles, was Gott angehört, in Christus auferstehen.
Jesus hat all jenen, die Ihn annehmen, den Weg zu einem neuen Leben geöffnet, das in der neuen Schöpfung vollkommen erblühen wird. In jene werden die Kinder Gottes eintreten und die gesamte Schöpfung wird über die Große Barriere gebracht werden, über die Verdorbenheit und den Tod hinaus. Alles, was erschaffen wurde, wird umgewandelt und erhöht werden nach dem Abbild des Menschensohnes Jesus Christus, der von den Toten auferstanden ist und verherrlicht zur Rechten Gott Vaters lebt. Jesus wird die gesamte Schöpfung in der Macht des Heiligen Geistes zum Vater bringen, damit auch sie an seiner Herrlichkeit teilhaben möge. Er ist der König des Universums und die neue Schöpfung wird sein Reich sein. Jesus hat für euch alle einen Weg vorgezeichnet; es obliegt jedem einzelnen sowie dem ganzen Volk Gottes im Universum ihn zu gehen.
Luzifer hat auf jegliche Art und Weise versucht, die Auferstehung Christi zu verleugnen, indem er sie wie ein Märchen aussehen ließ im verzweifelten Versuch, die Menschheit zu täuschen und sie in der Hoffnungslosigkeit zu lassen. Seine Anstrengungen waren umsonst: die Auferstehung Christi stellt ein unumstößliches historisches und geistiges Ereignis von unschätzbarer Tragweite für das ganze Universum dar, aus dem die gesamte Schöpfung neue Kraft gewonnen hat.
Jesus Christus und Israel
Israel wartete auf den Messias, den Retter, aber erkannte ihn nicht in Jesus Christus und lehnte Ihn ab. Mit dieser Ablehnung hielt Israel sein Bündnis mit Gott nicht ein, das durch Moses abgeschlossen worden war. Tatsächlich verleugnete es seine Geschichte, die völlig mit der Erwartung des Messias, des Retters verwoben ist. Den Israeliten, die Gott jahrhundertelang auf das Kommen des Messias vorbereitet hatte, gelang es nicht Ihn zu erkennen, als Er unter ihnen geboren wurde.
Warum gelangte das auserwählte Volk an diesen Punkt? Weil sich in Israel allmählich die Vorstellung von einem mächtigen Messias gebildet hatte, der das Volk stark und herrschend gemacht und es für seine Opfer entschädigt hätte, die es in Erwartung seines Kommens erbracht hatte. Auch wenn die Propheten nicht auf diese Weise gesprochen hatten, war der vom Volk erträumte Messias ein König, der dazu fähig war, alle Feinde Israels zu besiegen. Vor allem die Kaste der Mächtigen und jene priesterlichen und religiösen erwarteten sich eine reichliche Entschädigung: die ersten Plätze im messianischen Reich.
Als Jesus seine öffentliche Sendung begann, trat Er umgehend in Kontrast mit den Erwartungen der herrschenden Kasten. Ihrer Ansicht nach entsprach Er in keiner Weise den Vorstellungen, die sie sich vom Messias gemacht hatten: Jesus war arm, von niedriger sozialer Abstammung, außerhalb der rabbinischen Erziehung aufgewachsen, jeglicher Logik der Macht fremd. Das Reich, von dem Er sprach, ähnelte durchaus nicht dem, das sie herbeisehnten: Jesus sprach vom Frieden, von der Feindesliebe gerade zu einer Zeit, als Israel unter der Herrschaft des verhassten Roms lebte und auf die Hilfe des Messias hoffte, um sich zu befreien. Jesus hatte sich mit Jüngern umgeben, die aus dem armen Volk stammten, ohne religiöse Bildung. Darüber hinaus ließ es Jesus in seinen Predigten nicht daran fehlen, das Wirken der Priester und des ganzen Volkes öffentlich zu tadeln. Die von Jesus inmitten des Volkes vollbrachten Zeichen und Wunder nützten nichts. Jesus wurde von einigen als unbequemer oder falscher Prophet angesehen, von anderen als armer Träumer oder Provokateur, als Lügner oder als jemand, der die Religion der Väter umstürzen wollte.
Dennoch war der wahre Grund für die Ablehnung Jesu vonseiten des Volkes Israel ein anderer: Jesus hatte sich als Sohn Gottes bezeichnet. Diese Behauptung stellte das hebräisch, theologische Gedankengut in Frage, das auf dem absoluten Monotheismus beruht. Der Messias konnte Diener aber sicher nicht Sohn sein, wie Jesus behauptete. Ein Sohn Gottes wie alle anderen, aber nicht DER Sohn Gottes. Deshalb wurde Jesus als Gotteslästerer erachtet, und als solcher wurde Er zum Tod verurteilt.
Einer seiner Apostel, Judas Iskariot, verriet Jesus und lieferte Ihn dem Synedrium, dem Gericht der Juden aus. Die Häupter Israels verurteilten Ihn; das Volk stimmte dem zu; die Römer vollstreckten das Urteil. Verrat, Urteil, Vollstreckung: der Kreis schloss sich um Jesus. Sein Blut wurde durch die Hand von Heiden vergossen, aber es fiel auf das Volk Israel zurück gemäß dem Wunsch des Volkes selbst: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (Mt 27,25).
Das geschieht, wenn die Menschen, obwohl sie an die Verheißungen Gottes glauben, sie auf ihre Weise verwirklicht sehen möchten. Israel schlug Gott im Namen Gottes ans Kreuz. Was wird nun mit dem auserwählten Volk? Gott liebt Israel weiterhin und gibt es nicht auf, aber das reicht nicht: Israel muss sich mit Gott versöhnen und das kann es nur, indem es Jesus Christus als Sohn Gottes und Retter annimmt. Das gilt für Israel wie für alle anderen Völker des Universums. Alles wird in Christus zurückgeführt werden und nur in Ihm ist das Heil. Erinnert euch gut daran, Menschen, dass euch kein anderer Namen gegeben wurde, um euch zu retten (Apg 4,1).
Denken wir über diese Worte nach. Die Frage für alle Menschen heute ist: Sucht ihr Gott? Möchtet ihr Ihn kennen? So kennen, wie Er ist? Es erweckt den Eindruck, als würden jene, die Gott suchen, Ihn wie eine Idee, eine Person, eine Sache suchen, die gleichbedeutend ist wie viele andere, aber Gott ist Gott. Gott zu suchen bedeutet eine Haltung anzunehmen, um Gott zu begegnen. Gott steht über unseren Gedanken, unseren Vorstellungen – Er ist viel größer, wir können Ihn nicht fassen. Ein Hindernis, um Gott zu kennen, ist die Verschlossenheit unseres Herzens, weil wir Gott in unsere Grenzen zwängen möchten, also Ihn ausnützen. Das kommt von Luzifer. Wenn wir also Gott suchen möchten, müssen wir eine Grundhaltung einnehmen: Gott ist Gott, Ihn suchen, Ihn bitten, Er möge sich uns offenbaren und uns allmählich vorwärts führen, um Ihn zu kennen. Es ist Er selbst, der sich uns offenbaren wird.
Wir haben folgende Worte gehört: „Jesus hat all jenen, die Ihn annehmen, den Weg zu einem neuen Leben geöffnet, das in der neuen Schöpfung vollkommen erblühen wird. […]es obliegt jedem einzelnen sowie dem ganzen Volk Gottes im Universum ihn zu gehen.“ Es ist nicht einfach, Gott zu kennen. Am Beispiel Israels sehen wir, mit wie viel Liebe, mit wie viel Aufmerksamkeit Gott dieses Volk vorbereitet hat, aber dieses Volk wünschte sich etwas, das Gott nicht wünschte. Wir haben gehört: „Auch wenn die Propheten nicht auf diese Weise gesprochen hatten, war der vom Volk erträumte Messias ein König, der dazu fähig war, alle Feinde Israels zu besiegen. Vor allem die Kaste der Mächtigen und jene priesterlichen und religiösen erwarteten sich eine reichliche Entschädigung: die ersten Plätze im messianischen Reich.“ Es ist recht, sich die schönen Dinge im messianischen Reich zu wünschen, aber das Schöne ist die Verwirklichung eines jeden von uns in der Fülle. Gott kann uns nicht zufriedenstellen, damit wir in unserem menschlichen Maß bleiben. Der Heilige Paulus sagt: «Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt.»[1] Unsere Sicherheiten Gott gegenüber ohne eine demütige, fügsame Haltung sind ein Hindernis. Israel ist nur ein Beispiel für uns, aber das Drama ist in jedem von uns wie er Gott sucht, wie er Gott haben möchte.
In diesem Abschnitt, den wir gehört haben, hat uns allen die Verheißung Gottes in Jesus Christus eine Antwort gegeben: der Tod ist besiegt, der Weg zur Umwandlung, zur Auferstehung ist offen und die ganze Menschheit, alle Kinder Gottes werden die neue Schöpfung erreichen. Es ist notwendig, den Weg im Inneren zu gehen. Es ist Jesus, der uns alle Werkzeuge, alle Mittel, alle Gnaden schenkt. Die Apostel, obwohl sie bei Jesus waren und die Wunder, die Auferstehung von Menschen betrachteten, hatten nicht bis ins Letzte verstanden. Es war der auferstandene Jesus, der sie zurückbrachte. Er wird das Gleiche mit uns tun, aber auf unserer Seite muss der aufrichtige Wille vorhanden sein uns zu ändern, alle unsere Vorstellungen loszulassen, die Vorurteile sind, denn niemand hat Gott gesehen. Nur der Sohn, der beim Vater ist, hat Ihn gesehen und Ihn geoffenbart. Das gilt für uns Christen, wie es auch zu Israel gesagt wurde. Auch wir müssen unsere Vorstellungen, Interpretationen loslassen und uns dem Beispiel des Sohnes Gottes, Jesus Christus folgend Gott unterwerfen: „Aber nicht mein Wille, sondern der deine.“
Ich möchte wiederholen, was ich gesagt habe: die Gefahr besteht, dass wir Gott unter den Dingen der Erde suchen und so in einer Überlebenshaltung bleiben und Gott für unsere Dinge auf der Erde benützen. Der Heilige Paulus sagt, dass wir dann ärmer sind als die Menschen, wenn unser Glaube so ist. In diesen Zeiten also, in denen das Angesicht Gottes immer mehr in den Seelen jener erstrahlt, die Ihn suchen und in denen Er sich am Ende verherrlicht offenbaren wird, ist es sehr wichtig, dass wir sein Angesicht lieben, dass wir Gott suchen, wie Er ist. Das wird die Gesellschaft verändern, denn das wird den Tod und auch die Verdorbenheit besiegen, die Teil des Todes ist. Seht, wie verdorben der Mensch der Erde, die Gesellschaft ist. Ohne unseren Blick zu Gott zu erheben, der den Tod, die Verdorbenheit in Jesus Christus besiegt, werden wir es nicht schaffen. Es gibt keine Mittel, keine Menschen, keine Autorität – sie können Krieg führen, zerstören, aber nicht die Menschheit ändern.
Ich segne euch, damit euch das Licht Gottes, die Gnade Gottes mitgeteilt werde, damit ihr in diesem Licht mit der Gnade alle Impulse des Heiligen Geistes wahrnehmen könnt, des Geistes, der im Namen Jesu Christi gesandt wird, und damit ihr verstehen könnt, was ihr zu tun habt. Und der Heilige Geist wird euch innerlich in das Geheimnis des Lebens führen, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
[1] 1Kor 10,12