Gedanken – „Ostermontag“

von Pater Tomislav Vlašić

(übersetztes Audio)

  1. April 2022

Liebe Schwestern und Brüder, an diesem Osterfest möchte ich vor allem hervorheben, dass dieses Ostern ein Zielpunkt und ein Ausgangspunkt ist. Für viele Christen ist es der Zielpunkt, aber nur für wenige Christen ist es ein Ausgangspunkt. Es ist, als würde mit dem Fest der Auferstehung Jesu der Weg erlahmen und sich verlieren. Während der Fastenzeit bereiten wir uns alle mit Bußübungen, mit guten Werken und innerlicher Reinigung vor und das ist gut so, aber mit Ostern erreichen wir den Punkt der Auferstehung des Herrn, wo Gott alles in uns bewirkt. So wie Gott die Auferstehung in Jesus Christus in der Macht des Heiligen Geistes bewirkte, so wirkt die Macht der Auferstehung Christi auf diesem Weg in uns.

Es ist also sehr wichtig, dass sich alle, die diesem Weg folgen, bewusst werden, dass wir uns am Ausgangspunkt befinden: das Wirken Gottes zu betrachten, auch in der Finsternis, auch in den Provokationen durch die Hölle, in allen Katastrophen, die auf der Erde geschehen und die wir sehen und wahrnehmen können.

Die Auferstehung Jesu und seine Himmelfahrt sind sein vollendetes Werk in Seiner Person zu unseren Gunsten, aber die Verdorbenheit in uns ist noch nicht zu Ende. Bereits das heutige Evangelium sagt uns, dass die Auferstehung Jesu von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes bestritten wurde, ja es wurden sogar falsche Zeugen bezahlt, um Lügen zu erzählen[1]. Die Auferstehung Jesu Christi bewirkt einerseits das Heil andererseits das Gericht, die Verurteilung. Die für die Auferstehung Christi und sein Wirken im Geist offenen Seelen folgen dem Weg des Heils, dem Weg, der zur Erfüllung aller Verheißungen führt, die Jesus gemacht hat, den Verheißungen Gottes. Jene Menschen, die sich in sich selbst verschließen und diese Macht des Heiligen Geistes verneinen, verurteilen sich selbst oder bleiben auf der Ebene eine oberflächlichen Spiritualität stehen und erfassen die Auferstehung Christi nur bedingt.

Der Heilige Petrus sagte uns letztes Jahr in einer seiner Botschaften, dass das Werk der Apostel Christi nach der Auferstehung Christi darin bestand zu bezeugen, dass Er, Jesus Christus, die Prophezeiungen des Alten Testaments erfüllte. Der Heilige Petrus sagt: „Eure Aufgabe ist es, die Wiederkehr Jesu Christi zu verkünden.“[2] Wenn wir sagen, dass es unsere Aufgabe ist, die Wiederkehr Jesu Christi zu verkünden, dürfen wir nicht meinen, dies lediglich mit Worten tun zu können: Unsere Berufung ist es, den lebendigen Jesus unter uns zu bezeugen, insbesondere in dieser messianischen Zeit der zwischenzeitlichen Gegenwart Jesu Christi, in der die Gnade überschwänglich, aber ohne Gewalt wirkt. Die Gnade des lebendigen Jesus unter uns lässt auferstehen und teilt sich all jenen mit, die im Geist offen sind.

Das, was den Aposteln geschehen ist, trifft auch auf uns zu. Es war nicht so, dass die Apostel, als sie die Nachricht von der Auferstehung Jesu hörten, verändert gewesen wären und sofort damit begonnen hätten, darüber Zeugnis abzulegen. Sie machten sich mit Jesus vierzig Tage auf den Weg, um unterwiesen zu werden und die Macht des Heiligen Geistes erfassen zu können. Dieses Zeugnis, das der Heilige Lukas in der Apostelgeschichte überbringt, stammt von Petrus, von den Aposteln nach dem Pfingstfest, nach einem innerlichen Weg, den der auferstandene Jesus unter ihnen bewirkte. Auch wenn wir auf das kosmische, überschwängliche Pfingsten zugehen, ist der Weg der gleiche: Wir gehen durch Zeiten, durch Ereignisse der Erde und des Universums, durch liturgische Ereignisse hindurch und Gott führt uns durch diese Ereignisse. Es ist sehr wichtig, dass wir daran teilnehmen.

Diese Ereignisse stellen uns immer vor die Wahl: offen zu sein, um gerettet zu werden oder verschlossen, ablehnend, um verloren zu sein. Aber wohin führt uns das? Es führt uns zur neuen Schöpfung, aber zu einer neuen Schöpfung, die sich in uns beschleunigt, weil Jesus seine Verherrlichung, sein glorreiches Offenbarwerden durch uns vorbereitet. In dem Ausmaß, in dem wir diese Macht erhalten, die uns umwandelt, kann diese Macht wie in den Aposteln über die Grenzen der menschlichen Logik, der menschlichen Gerechtigkeit hinaus wirken. In diesem Fall sprechen wir davon, dass sie in der Dimension der Wunder wirkt, aber die Dimension der Wunder ist etwas Natürliches, wenn wir mit dem auferstanden Jesus vereint sind und das muss uns auf diesem Weg bewusst sein. Wir sind zu einem Weg in der Stille berufen, da Jesus im Stillen unter uns ist; im Stillen für die Welt, aber sich mitteilend für jene, die unterwegs sind.

Seht, was anlässlich der Auferstehung, auf dem Weg zu Pfingsten geschehen ist. Für die Frauen genügte es nicht, Jesus gesehen zu haben und seine Füße umfasst zu haben[3]. Für die Apostel genügte es nicht, mit Jesus gegessen und sich mit Ihm unterhalten zu haben[4]. Es musste sich eine andere Dimension öffnen, in der der reine Geist wirkt und die Gläubigen über die Grenzen des Wahrnehmbaren, über die Sinne des Körpers hinausführt. Dann enden die rationalen Fähigkeiten, die falsche Mystik. Auch die echte Mystik muss schweigen und alle Zeichen loslassen, um Platz zu machen, damit der Geist völlig in uns wirken kann.

Es ist also kein ‚Etwas-sehen‘ mehr und kein ‚Sich-an-etwas-festklammern‘, was zu sehen ist, an ein Wort, das wir im Evangelium lesen, sondern es bedeutet, mit dem auferstanden Christus zu kommunizieren, der jede Logik, jedes Wort, jede unserer Erklärungen der Schrift übersteigt. In dieser Zeit befinden wir uns jetzt und sonst wird es uns nicht gelingen, Gott von Angesicht zu Angesicht zu betrachten und mit Gott im Geist und in der Wahrheit zu kommunizieren[5].

Es ist sehr wichtig, die Stille, von der wir letztes Jahr gesprochen haben[6], auf diese Weise zu verstehen. Es ist eine überschwängliche, pulsierende Stille, in der sich die schöpferische Kraft des auferstandenen Christus in jedem von uns gemäß unserer Einzigartigkeit und unserer Mission völlig ausdrückt. Ihr seht einen sehr, sehr feinen und tiefgehenden Bereich, der ein Werk Gottes ist, aber je offener wir für das Werk Gottes sind, umso leichter fließt alles in uns. Auch die menschliche Logik stört uns nicht, noch werden uns die Ereignisse stören, die Gott zulässt – Gott lässt sie zu, weil sie der Mensch geschaffen und gewählt hat. Wir können über sie hinweggehen und zeigen, dass der auferstandene Christus in uns lebendig ist, aber nicht mit Worten, sondern mit unserem Leben.

Alles, was wir also in dieser Zeit tun müssen, ist fortzufahren offen zu sein, offen aber für seine Initiative nicht für unsere. Dann zeigt sich diese schöpferische Kraft des Heiligen Geistes, die dreifaltige Schöpferkraft in uns, die zur Vollendung führt.

Ich möchte auch noch auf etwas anderes hinweisen. Wir haben die Gnaden erhalten und sind dazu aufgerufen, diesen Weg zugunsten der ganzen Menschheit zu gehen, zugunsten dessen, der diese Gnaden nicht angenommen hat und auch zugunsten der Seelen, die unschlüssig waren. Gott möchte alle versammeln, aber es müssen Menschen wie die Apostel sein, die diese überschwängliche Gnade erfassen und im Geist offenbaren. Das wird den auferstandenen Christus durch die bevorzugten Werkzeuge, die Engel, die treuen Schwestern und Brüder, die in anderen Dimensionen leben und die Heiligen offenbaren, und all diese Schwestern und Brüder werden handeln, um den auferstandenen Christus in ihrem Leben jenen zu bezeugen, die offen sind.

Machen wir uns also in dieser Zeit in diese Richtung auf, um diese Gnaden zugunsten aller zu erfassen, um in allen Prüfungen, die wir durchleben und die die Menschheit der Erde erlebt, vor Gnade überzufließen.

Ich segne euch im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

[1] Vgl. Mt 28, 8-15

[2] Vgl. Botschaft des Heiligen Petrus vom 30. April 2020 „Verkündet die glorreiche Wiederkehr Christi“, veröffentlicht in „Unterwegs zur Neuen Schöpfung – Band 7 – 2020“, S. 71 und auf unserer Webseite https://unterwegszurneuenschoepfung.org

[3] Vgl. Mt 28, 9-10

[4] Vgl. Lk 24, 36-53; Joh 20, 19-29; 21, 1-14

[5] Vgl. Joh 4, 23

[6] Vgl. Botschaft Gott Vaters vom 7. August 2021 „Ich überlasse euch den Händen meines Sohnes“, veröffentlicht im Buch „Unterwegs zur Neuen Schöpfung – Band 8 – 2021“, S. 75 und Gedanken von Pater Tomislav vom 7. August 2021 „Vorbereitet auf die Ereignisse“. Beides wurde auf unserer Webseite veröffentlicht.