Eine neue Zeit für die Kirche Gottes

(Auszug aus der Botschaft des Heiligen Paulus vom 30. August 2012. Die vollständige Botschaft ist in der Rubrik „Botschaften – 2013“ zu finden.)

Botschaft des Heiligen Paulus vom 30. August 2012

„Nach meiner Bekehrung verbrachte ich viel Zeit damit, nachzudenken und mich auf die Mission vorzubereiten, von der der Herr ständig zu mir sprach.[1] Jesus hatte mich zum Apostel berufen, auch wenn ich nicht von Anfang an bei Ihm gewesen war; im Gegenteil, ihr wisst gut, dass ich anfangs die Christen verfolgte.

Zur Zeit meiner Bekehrung waren die Christen und insbesondere die Apostel des Herrn mit einem solchen Reichtum an Gnaden erfüllt, den man sich kaum vorstellen kann. Die Apostel offenbarten wirklich die Macht Gottes; ihre Erfahrungen beschränkten sich nicht auf ein paar Visionen oder Wunder. Außergewöhnlichen Erfahrungen waren für sie die Regel, nicht weil sie „Übermenschen“ waren, sondern weil die Kirche zu Pfingsten einen außergewöhnlichen Anstoß erhalten hatte, der für die Erfüllung ihrer Mission unerlässlich war. Es war Aufgabe der Apostel, dem Volk den Weg zu öffnen, indem sie sich selbst hingaben und die außerordentliche Macht der Gnade zum Ausdruck brachten, die das Leben der Kirche war. Das mystische Leben war in der frühen Kirche die Grundlage jeder Gotteserfahrung.

Heute ist in der Kirche keine derartige Macht mehr zu finden, und doch ist sie zur selben Sendung berufen wie damals. Warum ist das so? Weil das Volk Gottes und die Apostel von heute mehr an die Macht der Vernunft als an die Macht des Glaubens glauben, obwohl Vernunft und Glaube nicht im Widerspruch zueinander stehen, ganz im Gegenteil. Sie fürchten Wunder und betrachten sie mit Misstrauen, weil sie nicht wissen, wie sie in die menschliche Logik, in den für eure Zeit so typischen Rationalismus eingefügt werden sollen. Bei uns war das nicht so; deshalb wurden meine Erfahrungen von den Aposteln des Herrn angenommen, Petrus reichte mir seine rechte Hand als Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens, da er in mir die Berufung und das Werk des Herrn erkannte.[2] Es gab nie Streit zwischen uns, obwohl wir in Mentalität und Bildung sehr unterschiedlich waren.

Jesus hatte zu seinen Aposteln gesprochen, als Er unter ihnen weilte, und Er hatte zu meinem Geist gesprochen, nachdem ich mich bekehrt hatte. Es gab zwischen uns keinen Unterschied in der Vorbereitung, jeder wusste, was er zu tun und was er dem Volk zu sagen hatte. Petrus und ich sprachen, wie die anderen Apostel, von der neuen Schöpfung.[3] Sie war gewiss kein Hirngespinst, wie einige von euch vielleicht behaupten. Jesus hatte davon gesprochen und versprochen, die Menschheit in eine neue Dimension zu führen. Er hatte davon gesprochen, dass die gesamte Schöpfung in Ihm vereint werden müsse, als Höhepunkt des Wirkens seiner Kirche und als notwendiges Vorspiel zur neuen Schöpfung.

Dafür ließ Er uns die Wirklichkeit kennenlernen, die im ganzen Universum existiert, denn die Botschaft des Heils, die auf besondere Weise der Kirche der Erde anvertraut worden war, sollte das Universum erfüllen; nur so würde es möglich sein, alles im Himmel und auf der Erde in Ihm zu vereinen. Ihr nennt mich den „Apostel der Völker“, und das war ich wirklich. Die Völker, von denen ihr sprecht, waren aber nicht nur die heidnischen Völker der Erde, sondern alle von Gott erschaffenen Menschen, in welchem Winkel des Kosmos sie auch immer leben würden. Die Unermesslichkeit, die Größe und die Tiefe des Werkes Gottes waren mir nicht unbekannt, denn mein Geist durchwanderte die Wirklichkeiten des Universums. Der Herr hatte mir nämlich gestattet, außergewöhnliche Erfahrungen zu machen, unbekannte Planeten zu besuchen und verschiedenen Menschheiten des Universums zu begegnen.

Der Heilige Petrus hat euch erzählt, wie sich die Dinge in der frühen Kirche zugetragen hatten und wie nach und nach der Aspekt der Völker anderer Planeten beiseitegeschoben wurde. Die Mission der Kirche war nur noch auf die Völker der Erde ausgerichtet. Das war mein größter Kummer, und auch der Kummer der anderen Apostel. Jesus hatte uns jedoch versprochen, dass der richtige Augenblick für die Mission der Kirche im ganzen Universum kommen würde.

Dies ist die neue Zeit für die Kirche der Erde! Dies ist die Gelegenheit, die dem Volk Gottes der Erde noch einmal gewährt wurde, um Zweifel und Ängste beiseite zu lassen, um jene Dynamik des Glaubens wiederzuerlangen, die es erlaubt, die Grenzen der Erde zu überwinden und sich über die Mauern der Vernunft hinwegzusetzen. Dies ist der letzte Aufruf an diejenigen, die die Kirche der Erde vertreten, die Türen für die gesamte Menschheit des Universums zu öffnen, um Mutter der Völker zu sein, wie es leider oft nur in Worten verkündet wird.

Die Kirche der Erde ist aufgerufen zu antworten, indem sie akzeptiert, sich den Realitäten im Universum und der Evangelisierung anderer Menschheiten als jener der Erde zu öffnen. Der Herr erwartet eine Antwort von jedem Gläubigen und von jenen, die die Kirche vertreten. Ich sage euch, dass es sinnlos ist, die Unwissenden zu spielen: Es gab und gibt immer wieder Zeichen für die Anwesenheit von Leben im Universum. Diejenigen, die die Kirche vertreten, können sich angesichts der vom Himmel gegeben Zeichen nicht wie jene verhalten, die nicht glauben, oder wie Wissenschaftler und Gelehrte, die bestimmte Phänomenen untersuchen, um ihnen eine rationale Erklärung zu geben, was fast immer zu Ablehnung führt. Wer sich als „Hirte“ bezeichnet, muss sich als Mann des Glaubens verhalten.

Der Mann des Glaubens ist kein naiver Mensch, der alles mit geschlossenen Augen akzeptiert. Der Mann des Glaubens weiß zu unterscheiden. Seine Fähigkeit zu unterscheiden entspringt jedoch nie der Angst vor dem, was rational nicht erklärbar ist; sie entspringt vielmehr der bedingungslosen Offenheit dem Wirken Gottes gegenüber, dem nichts unmöglich ist. Der Mann des Glaubens besitzt die Besonnenheit, die eine Gabe des Heiligen Geistes ist und nichts mit menschlicher Furcht zu tun hat, die das Ergebnis menschlicher Kompromisse und menschlichen Ehrgeizes ist.

Der Mensch, der einen authentischen Glauben lebt, besitzt daher ein Unterscheidungsvermögen, das vom Heiligen Geist geführt ist und nicht versagt, da der Geist selbst sein Handeln bestätigt. Wie? Durch die Gemeinschaft der Gläubigen. Als ich gemeinsam mit den Gläubigen der ersten christlichen Gemeinschaften betete, waren außergewöhnliche Gaben die Regel, denn das Wirken des Heiligen Geistes war intensiv; wir alle waren Zeugen des direkten Eingreifen Gottes in den Aufbau der entstehenden Kirche. Meine Aufgabe als Apostel bestand nicht darin, der Person zu sagen, ob jene Gabe von Gott kam oder nicht, und auch nicht darin, die Ausübung der Gaben zu billigen oder zu verhindern. Meine Aufgabe war es, für jeden Gläubigen und für die gesamte Gemeinschaft zu beten und mich aufzuopfern.

Die Aufgabe jedes Apostels und Hirten ist heute wie damals, jedem zu helfen, ein freier Mensch in Gott zu werden; nicht frei nach den Menschen, sondern nach Gott, denn ihr alle seid berufen, in die Freiheit der Kinder Gottes einzutreten. Das war meine Verpflichtung vor Gott: die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, jedem Menschen guten Willens zu helfen, sich in dieser Botschaft widerzuspiegeln, unversehrt in der Wahrheit zu sein, fähig, sich selbst Gott hinzugeben und fähig, in Gemeinschaft mit den Schwestern und Brüdern zu leben.

Die Hingabe des eigenen Lebens an Gott, die Integrität bzw. Unversehrtheit und die Gemeinschaft sind die Grundlagen, auf denen sich die Identität jedes Menschen und jeder Gemeinschaft bildet, sie sind die Grundlagen eines untadeligen Glaubens und der wahren Freiheit. Wenn sich eine außergewöhnliche Gabe in einer Person oder in einer von Glauben und Freiheit erfüllten Gemeinschaft offenbart, so kann sie nur gute Früchte hervorbringen, und die wahre Gemeinschaft verhindert, dass das Böse eindringt. Wer untadelig vor Gott lebt, wird niemals getäuscht werden noch wird er täuschen können, denn der Geist, der Spender jeder Gabe, wird sein Werk durch andere bestätigen, die mit der gleichen Unversehrtheit ihren Glauben und in Gemeinschaft leben. Das war in den Gemeinschaften, in denen ich predigte, der Fall. Wenn eine Person in der Versammlung aufstand und eine Gabe offenbarte, wurde diese Gabe von allen Anwesenden als von Gott kommend anerkannt. Es war eine unmittelbare und zuverlässige Unterscheidung, die Frieden schuf und Glauben, Hoffnung und Liebe nährte. Durch jene Gabe wurden andere Gaben in anderen Personen geweckt; so harmonisierten, ergänzten und bestätigten sich die Gaben des Geistes gegenseitig. Auf diese Weise wuchs die Kirche und festigte sich.

Die Kirche wurde nicht von uns Aposteln gegründet, sondern durch das außergewöhnliche Wirken des Heiligen Geistes, der direkt durch das Volk wirkte. Die Kirche ist das Volk Gottes, das mit seinem Hirten Jesus Christus geführt vom Heiligen Geist zum Vater voranschreitet. Deshalb gründet sich die Kirche auf das Volk und durch das Volk, das in Einheit mit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit lebt und ihr Leben ausdrückt.

Wir Apostel nahmen mit dem Gebet, der Hingabe unseres Lebens und durch die Predigt am Wirken des Heiligen Geistes teil und begleiteten jeden Menschen in seinem geistigen Wachstum. Wir waren Väter des Glaubens, weil wir den Menschen halfen zu wachsen; wir waren Väter, nicht Herren. Als wahre Väter verlangten wir nicht, unsere Autorität durchzusetzen, sondern nutzten sie, um den Weg eines jeden Gläubigen und der gesamten Gemeinschaft zu begleiten, damit jeder zur Reife im Glaubens gelangen konnte, zur Fähigkeit, mit Gott in Beziehung zu treten und selbst das Gute vom Bösen zu unterscheiden, während er in Gemeinschaft mit allen lebt und sich in Gemeinschaft mit allen austauscht. Ich versichere euch, dass man vor einer Gemeinschaft, die untadelig vor Gott lebt, nicht lügen kann; daher waren die ersten Gemeinschaften Orte, an denen die Heiligkeit wuchs und sich die Gaben Gottes vermehrten.

Glaubt ihr, wir Apostel hätten viel gepredigt und die Menschen mit Worte überzeugt? Nein, wir predigten wenig und beteten viel, im Gegenteil heute: Die Kirche ist voll von Predigten, Ansprachen und Worten, aber arm an Gebet. Das persönliche und das gemeinschaftliche Gebet sind der Atem des Einzelnen und des Volkes Gottes, da es die Beziehung zu Gott lebendig erhält und das erlaubt dem Heiligen Geist, in jedem und in allen zu wirken.

Jeder Mensch besitzt einen Geist, aber ich sage euch, dass jede christliche Gemeinschaft einen Geist besitzen müsste, der sich aus dem Leben bildet, das in jeder Seele fließt, und der durch die aufrichtige Gemeinschaft von der Gemeinschaft selbst mit außergewöhnlicher Macht ausgeht und Einheit der Absichten erzeugt. Wenn eine Gemeinschaft einen für Gott offenen, demütigen und ehrlichen Geist besitzt, dann sind ihre Mitglieder „ein Herz und eine Seele“. Dann zeigt sich das vielfältige Wirken Gottes, das Gaben und Missionen in den Einzelnen und in der gesamten Gemeinschaft hervorruft. Der Geist Gottes wirkt im Geist des Einzelnen und im Geist der Gemeinschaft. Das geschah in den ersten Gemeinschaften, unmittelbar nach dem Pfingstfest.

[1] Vgl. Gal 1, 11-23

[2] Vgl. Gal 2, 9

[3] Vgl. 2Pet 3, 1-10